Was, wenn das Feuer der Liebe am erlöschen ist?
Ich höre oft von Paaren, dass ihre Liebe am erkalten ist, sie sich auseinander leben oder gelebt haben.
Die liebevollen Gefühle sind nicht mehr da.
Am Anfang war alles so ganz anders. Das leidenschaftliche Feuer der Liebe brannte lichterloh, Schmetterlinge flatterten im Bauch. Der oder die Partner*in hatte keine Fehler.
Oft wird Liebe mit Verliebtheit verwechselt. Dabei sind Liebe und Verliebtheit verwandt und doch von unterschiedlicher Natur.
Das Feuer der Liebe
Obwohl jede Metapher hinkt, kann die Metapher des Feuers gut für die Beschreibung Liebe in einer Paarbeziehung verwendet werden.
Verliebtheit ist mit einem Strohfeuer zu vergleichen. Es lodert hell und ist im ganzen Körper spürbar.
Liebe hingegen kann mit einem Kaminfeuer verglichen werden, welches wärmend eine angenehme Stimmung verbreitet.
Beide Feuer können auf die Dauer nur brennen, wenn genügend brennbares Material (in unserem Beispiel Stroh oder Holz) vorhanden ist und die Frischluftzufuhr stimmt.
Je mehr Frischluft zum Feuer gelangt, desto intensiver brennt es. Wird die Frischluft unterbunden, erstickt und erlischt das Feuer, ungeachtet dessen, wieviel Holz oder Stroh noch vorhanden ist.
Die Bereitschaft Liebe für mein Gegenüber zu empfinden
Das Stroh oder das Holz bezeichne ich als die Bereitschaft Liebe für mein Gegenüber zu empfinden.
Das Stroh:
Zu Beginn einer Beziehung ist die Bereitschaft Liebe für mein Gegenüber zu empfinden stark durch die Gefühle, durch die Leidenschaft bestimmt – die Schmetterlinge im Bauch. Diese Bereitschaft ist so stark dass oft über Unzulänglichkeiten des Gegenübers hinweggesehen wird, diese ignoriert oder als unwichtig abgetan werden.
Stroh brennt zwar stark, aber es ist schnell aufgebraucht. So ist es auch mit der Verliebtheit. Diese Gefühle nehmen mit der Zeit zunehmend ab und sollten zu Liebe, zu Holz wechseln. Allmählich tauchen diese Unzugänglichkeiten wie aus dem Nichts auf und beginnen zu stören, die Beziehung zu torpedieren.
Das Holz:
Die Bereitschaft Liebe für mein Gegenüber zu empfinden ist zwar immer noch zum Teil gefühlsbestimmt, die tiefe Verbundenheit und der Entscheid mein*e Partner*In zu lieben haben den bestimmenden Anteil inne.
Je stärker die Verbundenheit und je mehr ich mich dafür entscheide, desto grösser wird die Bereitschaft Liebe für meine*n Partner*In zu empfinden.
Die Frischluft:
Damit ein Feuer brennen kann, benötigt es, wie bereits geschrieben Frischluft. Die Frischluft ist vor allem die Liebe, die ich von meinem Gegenüber empfange. Weil ich geliebt werde, kann ich leicht zurücklieben.
Zusammen mit meiner Bereitschaft, Liebe für mein Gegenüber zu empfinden, lässt die empfangene Liebe mein Feuer der Liebe auflodern.
Wenn das Feuer am erlöschen ist
Leider funktioniert es im Leben oft nicht einfach so, dass das Geben und Empfangen von Liebe so einfach klappt und beide Feuer fröhlich flackern.
Wir nehmen in jede Beziehung die guten und schmerzhaften Erfahrungen unseres Lebens mit. Diese prägen uns und haben Auswirkung darauf, wie wir Liebe empfangen und verschenken und wo wir uns irritiert, verletzt oder angegriffen fühlen und wie wir darauf reagieren.
So kann es leicht vorkommen, dass wir in einer Beziehung Liebe verschenken und dennoch irgendwie scheint diese bei der Partnerin oder dem Partner nicht anzukommen. Oder umgekehrt, wir fühlen uns vom Partner oder der Partnerin nicht geliebt. Unser Liebestank leert sich allmählich und das Feuer droht zu erlöschen.
Die Art Liebe zu verschenken oder Liebe zu empfangen ist bei jeder Person verschieden.
Wir können also nicht davon ausgehen dass unser Gegenüber dieselbe sogenannte Liebessprache spricht, wie wir dies selbst tun.
Auf die 5 Sprachen der Liebe gehe ich in meinem Blog «Die 5 Sprachen der Liebe» ein und führe diese hier nicht näher aus.
Wenn wir in einer Partnerschaft in unserer Liebessprache aneinander «vorbeireden» passiert es leicht, dass da noch andere Dinge, die uns an der Partnerin oder am Partner stören, an Bedeutung gewinnen und zusätzlich dafür sorgen das Feuer der Liebe zu ersticken. Vorwürfe, Gereiztheit, Beschuldigungen und Streitereien nehmen zu.
Was kann ich nun tun?
Natürlich ist es für ein Paar am gewinnbringendsten, wenn sich beide dazu entschliessen an sich und an ihrer Beziehung zu arbeiten, indem sie geeignete Paar- oder Ehe-Workshops oder Kurse besuchen, oder professionelle Hilfe bei einer Paarberatung suchen.
Ich habe öfters die Aussage gehört:
«So schlecht steht es um unsere Beziehung nicht, als dass wir dies nötig hätten»
Ich möchte dies etwas anders formulieren:
«Sie sind beide so wertvoll, sodass eure Beziehung es verdient noch besser, noch tiefer zu werden»
oder:
«Keine Beziehung ist so gut und abnutzungsfrei, als dass sie nicht immer wieder eine Wartung nötig hätte»
Bei unserem Auto ist es selbstverständlich, dass wir es regelmässig in den Service bringen. Ebenso steht es um unsere Ausbildung. Weiterbildung ist selbstverständlich.
Ich bin der Meinung, dass auch Beziehungen insbesondere Paarbeziehungen dies verdient haben.
Meine Partnerin oder mein Partner will jedoch nicht
Eine Beziehung ist wie ein Mobile. Wenn ein Faden oder Stab angestossen wird, bewegt sich das ganze Gebilde.
Genauso haben Sie Einfluss auf Ihren Partner oder Ihre Partnerin. Nicht indem Sie das Gegenüber zu verändern versuchen, sondern indem Sie sich verändern und die Art wie Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner umgehen.
Eine Möglichkeit, wie Sie Ihre Liebe ihrer Partnerin oder Ihrem Partner gegenüber verändern können, ist die Anwendung des Agapeprinzips. Lesen Sie hierzu meinen Post «Erosprinzip versus Agapeprinzip – oder Unbewusster versus Bewusster Entscheid«
Ich bin überzeugt, wenn Sie sich verändern und die Art, wie Sie mit Ihrem Gegenüber umgehen, wird dies einiges in Ihrer Beziehung bewirken.