Erosprinzip versus Agapeprinzip – oder Unbewusster versus Bewusster Entscheid
Eros, wie auch Agape sind beides griechische Wörter, welche auf Deutsch «Liebe» bedeuten. Und doch unterscheiden sie sich.
Eros (ἔρως) wird im Deutschen mit Liebe oder Begehren wiedergegeben. Es bezeichnet die «erotische» (grosse Heftigkeit ) Anziehungskraft zum Liebesobjekt (es muss nicht unbedingt ein Mensch sein). Im Gegenzug existiert das Wort phillia (φιλíα) welches auf Deutsch ebenfalls Liebe bedeutet, jedoch der Aspekt der freundschaftlichen Liebe im Vordergrund steht.
Agápē (αγάπη) wird im Deutschen ebenfalls mit Liebe übersetzt. Es bezeichnet eine göttliche oder von Gott inspirierte uneigennützige, schenkende Liebe. Im Alltag ist diese Art von Liebe am ehesten mit der Liebe, die eine Mutter ihrem Säugling gegenüber empfindet, zu vergleichen. Ein Säugling ist einfach wie er ist. Er erwidert die Liebe zumindest zu Beginn überhaupt nicht, sondern bedeutet eher nur schlaflose Nächte, dreckige Windeln etc. Aber dennoch wird der Säugling geliebt.
Erosprinzip
Erosprinzip, wenn es gut verläuft:
Ich habe einer Person (zb Partner oder Partnerin) gegenüber liebevolle Gefühle.
Dies führt unweigerlich dazu, dass ich dieser Person gegenüber liebevolle Gedanken habe, welche sich in liebevollen Taten äussern.
Nun ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass dies beim Gegenüber positiv auswirkt und diese Person entsprechend positiv und liebevoll reagiert. Dies beflügelt meine Gefühle.
Wenn es nicht so rund läuft und die Gefühle nicht so liebevoll sind, neige ich dazu, der Person gegenüber nicht so liebevolle Gedanken zu haben. Was das für Gedanken sein können, wissen wir alle. Die Wahrscheinlichkeit ist nun gross, dass sich dies nun in nicht mehr so liebevollen Taten äussert.
Die Reaktion der anderen Person wird nun wohl auch nicht mehr wirklich liebevoll sein, was mich in meinen Gefühlen bestärkt.
Die negativ Spirale beginnt sich zu drehen.
Agapeprinzip
Der Ablauf von Gefühlen, Gedanken und Taten ist beim Agapeprinzip derselbe, wie beim Erosprinzip. Der wesentliche Unterschied besteht im Startpunkt. Während beim Erosprinzip der Startpunkt automatisch bei den Gefühlen liegt, wird beim Agapeprinzip dieser bewusst auf die Steuerung der Gedanken gelegt.
Ich entscheide mich also unabhängig der Umstände einer Person gegenüber liebevolle Gedanken zu haben.
Ich überlege mir, mit welchen liebevollen Taten ich die Person beschenken kann und setze diese Taten um. Diese liebevollen Taten bewirken, dass sich meine Gefühle verändern und ich liebevolle Gefühle entwickle.
Zumindest bei mir beginnen sich bereits mit dem überlegen, was ich denn in Tat umsetzen könnte, meine Gefühle dieser Person gegenüber zu verändern. Noch mehr passiert bei mir, wenn ich die Tat dann umsetze. Und wenn meine Frau dann entsprechend positiv reagierte, war dies jeweils wie bei einem Kaminfeuer bei dem die Frischluftzufuhr das Feuer der Liebe noch mehr entfachte. Lesen Sie hierzu auch den Post «Was, wenn das Feuer der Liebe am erlöschen ist«
Ich kann also ungeachtet der Umstände die Liebe, die ich einer Person gegenüber empfinde bewusst beeinflussen. Dies wird in erster Linie mich verändern, hat jedoch auch einen starken Einfluss auf mein Gegenüber. Insbesondere dann, wenn ich versuche, nicht meine Liebessprache in die Tat umzusetzen, sondern beginne die Liebessprache meiner Partnerin oder meines Partners zu sprechen und solches in die Tat umsetze, was auf der Gegenseite als Liebe empfunden wird.